Ein Roman über Kristina von Schweden
von Nina Blazon
Ab 13 Jahren
Ein Roman über Kristina von Schweden
Warum gerade diese Königin als Hauptperson in einem Roman? Weil Kristina von Schweden (1626 – 1689)eine sehr interessante, ambivalente Persönlichkeit war. Mit nur 18 Jahren bestieg sie den schwedischen Thron und gilt bis heute als eine der schillerndsten und widersprüchlichsten Figuren ihres Jahrhunderts. Die Tochter des großen Königs Gustav Adolf II von Wasa galt als hochbegabt, beherrschte viele Sprachen und ritt und jagte wie ein Mann. Auf der einen Seite galt sie als exzentrisch und verschwendungssüchtig, auf der anderen als pflichtbewusst, arbeitsam und klug. Sie weigerte sich zu heiraten und ließ sich auch in ihrer Politik nicht gern etwas vorschreiben. Unter anderem setzte sie sich gegen den „kriegslüsternen“ schwedischen Adel durch und trieb energisch die Friedensverhandlungen in Deutschland voran. So war sie maßgeblich daran beteiligt, den Dreißigjährigen Krieg zu beenden. Während ihrer Regierungszeit wurde ihr Hof zu einem der geistigen Zentren Europas. 1654 folgte Kristina ihrem Wunsch nach persönlicher Freiheit, gab Krone und Königswürde ab und ging nach Italien. Sie trat zum katholischen Glauben über und nahm den Namen Maria Alexandra an. Umstritten ist ihre Persönlichkeit bis heute, auch die Frage nach ihrem Verhältnis zu der schönen Ebba Sparre, die in historischen Quellen mal als „Freundin“, mal als „Bettgenossin“ beschrieben wird, gab seit jeher Anlass zu Spekulationen und bleibt ungeklärt.
Das Spiegelbild der Königin: die junge Magd Elin Asenban
Auch wenn sehr viele Quellen und Beschreibungen von Zeitzeugen existieren, bleibt gerade bei umstrittenen Persönlichkeiten wie Kristina die Situation für einen Schriftsteller eine Art Ratespiel: Wir können nicht wissen, wie sie wirklich dachte, fühlte und liebte. Ich habe im Roman einen Weg gesucht, Kristinas Persönlichkeit so genau wie möglich zu beschreiben, ohne mir anzumaßen, in ihr Innerstes sehen zu können, und vor allem: ohne zu werten und zu entscheiden, was wahr ist und was nicht. Und schließlich habe ich einen Weg gefunden: Kristina hat ein „Spiegelbild“, ein junges Mädchen, das ihr sehr ähnlich ist. Ebenso wie Kristina ist Elin sehr intelligent, temperamentvoll, neugierig und begeisterungsfähig. Sprachen lernt sie am besten nach Gehör und auch mathematisch ist sie sehr begabt. Und wie es bei ähnlichen Charakteren häufig der Fall ist, geraten diese beiden temperamentvollen Frauen im Laufe des Romans mehr als einmal aneinander. Spiegelbildliche Lebensstationen finden sich verfremdet auch bei den Themen Liebe und Religion, bei ihrem Wunsch, jenseits der Konventionen zu leben und in der Sehnsucht nach anderen Ländern. Und während ich Elin Worte in den Mund legen durfte, zitiere ich Kristina hauptsächlich anhand ihrer Memoiren, um so nah wie möglich an der historischen Persönlichkeit zu bleiben.

Womit wir schon bei der Recherche wären:
Kristina hat in ihrem Leben sehr viel aufgeschrieben – Zitate wie das oben angeführte, Aphorismen, Abhandlungen zu den verschiedensten Themen und vor allem auch sehr ausführliche Erinnerungen an ihre Kindheit. Außerdem pflegte sie einen umfangreichen Briefwechsel mit den Wissenschaftlern, Politikern und Philosophen ihrer Zeit, so auch mit René Descartes. Auf den Spuren dieses Philosophen, der im Jahr 1650 in Stockholm starb, wurde die Recherche dann richtig spannend. Bis heute gibt es Spekulationen darüber, ob René Descartes wirklich an einer „verderblichen Lungenentzündung“ starb, oder ob nicht doch jemand nachgeholfen hat – mit Gift zum Beispiel. Interessant ist nämlich die Tatsache, dass Kristinas Leibarzt, Doktor van Wullen, tatsächlich einen verschlüsselten Brief mit dem im Roman beschriebenen Krankheitsverlauf an den befreundeten Arzt Dr. Willem Piso schickte. Ich habe die These von einer möglichen Vergiftung als Gedankenspiel aufgegriffen und mich bei der Beschreibung von Descartes‘ letzten Lebenstagen auf den Inhalt dieses Schriftstücks bezogen. Der Originalbrief ist im Buch „Der (Mord-) Fall Descartes – Eine kriminologisch-medizinische Untersuchung“ von Dr. Eike Pies in voller Länge abgedruckt.
Taschenbuch
340 Seiten
ISBN: 978-3895024214
14,90 €





